Welche Rolle spielt die Wissensvermittlung und Praxis von Schwangerschaftsabbruch heute in der Medizinausbildung? Wie werden zukünftige Ärzt*innen der Frauenheilkunde auf den operativen Eingriff vorbereitet? Welche Rolle spielt daneben der medikamentöse Abbruch?
Welche Bedeutung hat die Ausbildung für die Gesundheitsversorgung in Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche? Derzeit fehlen noch offizielle Daten. Umfrageergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass zahlreiche Krankenhäuser und niedergelassene Ärzt*innen zögern Abbrüche durchzuführen. Die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen unterliegt der individuellen Entscheidung von Ärzt*innen. Neben der eigenen Überzeugung scheinen die Nähe zum Strafrecht, formale Hürden und Stigmatisierung schwer zu wiegen und einer guten medizinischen Versorgung entgegenzustehen.
Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland im Strafgesetzbuch verankert. Nicht strafbar ist der Abbruch nur nach einer medizinischen und kriminologischen Indikation. Ein Schwangerschaftsabbruch nach Beratungsregelung ist rechtswidrig, aber bleibt unter bestimmten Voraussetzungen straffrei. Letzterer ist die Begründung für 96 % aller Abbrüche.
Aber gerade für Abbrüche nach der Beratungsregelung ist es vielerorts schwierig, Ärzt*innen zu finden, die den Eingriff vornehmen; zumal derzeit viele, die ihn bisher durchführten, in den Ruhestand gehen. Allein über Abbrüche zu informieren ist ein Stolperstein: Ärzt*innen mussten bisher Strafverfolgung befürchten, wenn sie z.B. auf ihrer Homepage über ihre medizinischen Leistungen zu Schwangerschaftsabbrüchen informierten. Das will die Regierung nun beenden, indem sie den entsprechenden §219a abschafft.
Wie kann die Medizinausbildung dazu beitragen, das Tabu das Thema Schwangerschaftsabbruch anzugehen, damit zukünftige Generationen von Ärzt*innen nicht an Papayas üben müssen und bereit sind, den Eingriff durchzuführen.
Wir diskutierten mit
- Prof. Dr. Stephanie Wallwiener, Leitung der Geburtshilfe an der Uni-Frauenklinik Heidelberg und u.a. Koordinatorin der neuen S2k Leitlinie „Schwangerschaftsabbruch“,
- Kristina Killinger, Ärztin, erarbeitet zusammen mit Prof. Wallwiener ein interprofessionelles Seminar für HeiCuMed Studierende zum Schwangerschaftsabbruch und
- Kirsten Schmitz, Leiterin der profamilia Beratungsstelle Heidelberg.