Der Mooratlas in kurzen Videos
Wir stellen vor
Moore sind faszinierende Ökosysteme, die sowohl Wasser als auch Land vereinen. Sie entstehen in feuchten Gebieten, wo abgestorbene Pflanzenteile aufgrund der dauerhaften Nässe nicht zersetzt werden und über Jahrtausende hinweg Torf bilden. Moore existieren weltweit und sind reich an seltenen Tier- und Pflanzenarten. Sie spielen eine wichtige Rolle im Klimaschutz, da sie große Mengen an Kohlenstoff speichern können. Allerdings werden Moore immer noch weltweit zerstört, insbesondere durch Land- und Forstwirtschaft, Torfgewinnung und Palmölplantagen. Die Zerstörung von Mooren hat weitreichende Konsequenzen für das Artensterben und die Klimakrise. Um den Klimaschutz durch den Schutz von Mooren zu fördern, ist eine grundlegende Transformation der landwirtschaftlichen Praktiken erforderlich. Die Trockenlegung von Mooren muss gestoppt werden, und alternative landwirtschaftliche Nutzungsmethoden, wie Paludikulturen, sollten gefördert werden. Die Wiedervernässung von trockenen Mooren ist entscheidend, um den in ihnen gespeicherten Kohlenstoff zu erhalten. Die Restaurierung von Mooren ist ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise, erfordert jedoch finanzielle Unterstützung und politische Maßnahmen. Die Bundesregierung hat bereits eine Moorschutzstrategie und ein Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz eingeführt, die jedoch nicht ausreichend ambitioniert sind. Es werden verbindliche Ziele für die Wiederherstellung von Mooren und finanzielle Unterstützung für alternative Nutzungsmöglichkeiten benötigt. Es ist dringend erforderlich, Maßnahmen zu ergreifen, um die Zerstörung von Mooren zu stoppen und ihre Potenziale im Klimaschutz zu nutzen.
Der Mooratlas - Einführung
Moore als Klimaschützer
Hallo, ich bin Annika und vielleicht kennt ihr mich bereits aus vorherigen Videos, die ich während meiner Praktikumszeit bei der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg aufgenommen habe. Praktikantin bin ich mittlerweile nicht mehr, aber ihr werdet mich hier auf Social Media trotzdem noch des Öfteren sehen, denn ich möchte mit euch in nächster Zeit insbesondere über unsere tollen Atlanten sprechen. Sie sollen Wissen zu ganz unterschiedlichen sozialen und ökologischen Themen und Herausforderungen vermitteln und was sie so besonders macht, ist, dass sie sehr anschaulich und kompakt gestaltet sind. Es gibt viele Bilder und auch Grafiken und meistens sind sie auf ca. 50 Seiten beschränkt. Ich finde, das Ganze macht auf jeden Fall das Lesen sehr angenehm. Es gibt zum Beispiel den Sozialatlas, der sich mit der Komplexität des Sozialsystems auseinandersetzt. Aber es gibt zum Beispiel auch den Pestizidatlas, der sich mit den Folgen des Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft beschäftigt.
Und ganz neu und für uns besonders interessant: der Mooratlas. Und um genau den soll es auch in den nächsten Videos gehen, denn Moore sind ja immer noch relativ negativ behaftet. Ich glaube, jeder von uns hat schon mal eine Horrorgeschichte zu sogenannten Moorleichen gehört. Ich muss zugeben, auch ich war besonders als Kind doch sehr eingeschüchtert von Mooren. Dabei sind Moore ganz besondere Ökosysteme, die auch einen ganz besonderen Beitrag zum Klimaschutz leisten und auch ganz wichtig sind für den Erhalt der Biodiversität. Umso trauriger ist es auch, dass sie bereits seit Jahrhunderten von Menschen zerstört werden, um sie beispielsweise zur Landwirtschaft zu nutzen. Und deshalb möchte ich mit euch in den nächsten Videos mit Hilfe des Mooratlas darüber sprechen und euch erklären, was Moore so besonders macht und warum es so wichtig ist, sie zu schützen. Wenn euch das Ganze interessiert, dann schaut euch auf jeden Fall die nächsten Videos an. Und wenn ihr Lust habt, in diese ganzen Atlanten mal reinzuschauen, dann findet ihr einen Link zu den PDFs der Atlanten über den Link in unserer Infobox oder in unserer Videobeschreibung. Tschüss!
Einführung - Moore - Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg
Direkt auf YouTube ansehenEin Ausflug ins Moor
Wir machen heute einen kleinen Ausflug, und zwar geht es für uns in die schöne Naturlandschaft südlich von Dingelsdorf am Bodensee. Dort gibt es das Naturschutzgebiet Mooswiese, und das Besondere dabei ist, dass es sich hierbei um ein von Wald umgebenes Moor handelt. Und genau das wollen wir uns heute etwas genauer anschauen.
Und hier sind wir auch schon. Hinter mir seht ihr das Naturschutzgebiet Mooswiese. Da können wir natürlich nicht so nah drangehen, aber wir können zumindest mal ein Stück nach vorne laufen.
Das Besondere an Mooren ist, dass sie Wasser und Land zugleich sind. Sie entstehen nur dort, wo der Boden auch ganzjährig nass ist. Je nachdem, ob es sich um ein Hochmoor oder Niedermoor handelt, stammt das Wasser entweder direkt aus Niederschlägen oder ist Bodenwasser. Die Wassertümpel sind übrigens durch Torfstechen entstanden, also durch den Abbau von Torf.
Anders als bei einem See füllt das Wasser in Mooren keinen Wasserkörper aus, sondern Hohlräume im Boden. Der hohe Wasserstand in diesen Hohlräumen sorgt dann für einen Luftabschluss des Bodens, wodurch Pflanzenreste nicht zersetzt werden können. Das heißt, die Pflanzenreste werden praktisch unter Wasser eingelegt wie saure Gurken. Über viele Jahrtausende entsteht dadurch der für Moore charakteristische Torfboden.
Und nun zu einem besonders spannenden Teil. Denn was viele nicht wissen: Moore sind Kohlenstoffspeicher. Das heißt, sie lagern in ihren Torfen mehr Kohlenstoff ab, als sie abgeben. Um das noch ein bisschen besser zu verdeutlichen: Obwohl Moore lediglich 3 % der weltweiten Landfläche bedecken, speichern sie etwa doppelt so viel Kohlenstoff ab wie die gesamte Biomasse aller Wälder der Erde. Konkret sind das rund 600 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Sie speichern also mehr Kohlenstoff als jedes andere Ökosystem und spielen somit eine bedeutende Rolle bei der Kühlung des Klimas.
Neben ihrer Wichtigkeit im Kampf gegen die Klimakrise haben intakte Moore auch eine enorme Bedeutung für die biologische Vielfalt. So bieten sie einzigartige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die sich an die nassen Bedingungen angepasst haben. Leider werden Moore schon seit Jahrhunderten zerstört, um sie beispielsweise zu Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder zum Torfabbau zu nutzen. Das hat gravierende Folgen. Wenn ihr mehr dazu erfahren wollt, dann schaut euch auf jeden Fall die nächsten Videos an."
Moore als wahre Klimahelden - Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg
Direkt auf YouTube ansehenWiedervernässung und Paludikultur
In den letzten Videos wurde bereits deutlich, was für gravierende Folgen es hat, wenn Moore entwässert werden. Denn entwässerte Moore stoßen ungeheure Mengen an CO2 aus und treiben somit auch den Klimawandel voran. Ohne wirksame politische Gegenmaßnahmen könnten die Emissionen aus entwässerten Mooren bis zum Ende des Jahrhunderts über 40 % des Treibhausgasbudgets verbrauchen, das Berechnungen zufolge noch verbleibt, um die globale Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten. Was kann also getan werden, um entwässerte Moore daran zu hindern, noch mehr CO2 auszustoßen? Vorab: Die Schädigung von Mooren durch Entwässerung ist teilweise irreparabel: Boden und Landschaft bleiben in der Regel dauerhaft verändert. Es gibt aber die Möglichkeit, durch Wiedervernässung trockener Moore den noch vorhandenen Torf zu erhalten und dadurch den schon seit Jahrhunderten gespeicherten Kohlenstoff darin zu binden. Wiedervernässte Moore stoßen dadurch bereits nach wenigen Jahren kaum noch CO2 mehr aus. Im Idealfall können sie der Atmosphäre sogar wieder CO2entziehen. Da Wiedervernässung alte Zustände aber nur bedingt wiederherstellen kann, müssen intakte Moore dringend erhalten und geschützt werden. Die Wiedervernässung gestaltet sich allerdings schwierig, da die meisten entwässerten Moorböden in Deutschland nach wie vor landwirtschaftlich genutzt werden. Eine mögliche Lösung hierfür ist die Umstellung von entwässerungsbasierter Nutzung von Moorflächen zu sogenannten Paludikulturen. Das heißt, trockene Moore werden zwar wiedervernässt, können dann aber weiterhin für forst- und landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden. Hergestellt werden hier dann insbesondere nachwachsende Ressourcen, die zum Beispiel als Baustoffe, Dämmstoffe oder Werkstoffe verwendet werden können. Typische Paludikulturpflanzen sind diejenigen, die mit Nässe gut umgehen können. Dazu gehören Schilf, Torfmoose oder Rohrkolben. Wiedervernässung ist alternativlos. Für Landwirtinnen und Landwirte stellt die Systemumstellung zur Paludikultur aber eine enorme Herausforderung dar. Neue Pflanzenbestände müssen angelegt, Wasserstände angehoben und neue Maschinen angeschafft werden. Häufig sind dafür Baumaßnahmen notwendig, die Planung und Genehmigung voraussetzen. Diese Mammutaufgabe können landwirtschaftliche Betriebe ohne politische Hilfestellung nur schwer stemmen. Es braucht für eine wirksame und gerechte Moortransformation also vor allem politische Initiative sowie Anreize und Förderungen, die alle Akteurinnen und Akteure einbeziehen. Welche konkreten politischen Maßnahmen wurden aber in Deutschland und für uns besonders spannend: in Baden-Württemberg bereits ergriffen, um noch intakte Moore zu schützen und um eine schnelle Moortransformation zu ermöglichen? Darüber werden wir in einem nächsten und letzten Video zu diesem Thema.
Mooratlas - Wiedervernässung und Paludikultur - Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg
Direkt auf YouTube ansehenPolitische Maßnahmen in Deutschland
Wie bereits verdeutlicht, ist die Wiedervernässung trockengelegter Moore und der Schutz und die Erhaltung noch intakter Moore essenziell, wenn es um den Erhalt der Biodiversität und um Klimaschutzmaßnahmen geht. Was wurde in Deutschland aber bereits getan, um diese wertvollen Ökosysteme zu schützen und bereits zerstörte Moore zu restaurieren? Moorschutz wurde in Deutschland über Jahrzehnte vernachlässigt. Schutz und Restaurierung einzelner Moore war - wenn sie überhaupt betrieben wurden - Ländersache. Das hat sich geändert, seitdem die Klimakrise Teil der öffentlichen Debatte ist und man feststellen musste, dass in Deutschland entwässerte Moore für 7 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Ende 2022 beschloss das Bundeskabinett deshalb eine Moorschutzstrategie, die als fachliche Grundlage für moorbezogenes Handeln für die gesamte Bundesregierung dienen soll. Die Moorschutzstrategie ist Teil des „Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz“, kurz ANK. Für das ANK stellt die Bundesregierung bis 2026 4 Milliarden Euro zur Verfügung, welche besonders in den Erhalt intakter Moore und in die Wiedervernässung trockengelegter Moore fließen soll. Dadurch soll insbesondere das Erreichen der Klimaziele gefördert werden. Fraglich ist allerdings, wie das mit den bislang angekündigten Maßnahmen gelingen soll. Denn die Ziele beim Moorschutz sind nicht ambitioniert genug: Die Bundesregierung hat sich nämlich 2021 mit den Bundesländern darauf geeinigt, die jährlichen Emissionen aus Mooren bis 2030 um gerade einmal 5 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente reduzieren zu wollen. Verglichen damit, dass Moorböden in Deutschland jedes Jahr über 50 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente ausstoßen, handelt es sich bei diesem Vorhaben wohl eher um einen Tropfen auf den heißen Stein. Berechnungen zeigen außerdem, dass in Deutschland jedes Jahr mindestens 50.000 Hektar Moorfläche wiedervernässt werden müssten, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens – den Netto-Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 auf null zu senken - nicht zu verfehlen. Bislang werden in Deutschland jedoch nur 2.000 Hektar pro Jahr wiedervernässt. Für eine umfassende Moortransformation genügen die begrenzten Mittel des ANK nicht. Fachleute fordern deshalb, dass die Bundesregierung eine breit angelegte und ausreichende Finanzierung zum Schutz der Moore zusagt und gewährleistet. Außerdem müssen landwirtschaftliche Nutzungsformen wiedervernässter Moore etabliert werden. Ein Beispiel hierfür ist die im letzten Video bereits genannte Paludikultur. Des Weiteren müssen Planungs- und Genehmigungsverfahren zur Wiedervernässung trockener Moore beschleunigt werden. Wie es um den Moorschutz in Baden-Württemberg steht, könnt ihr euch direkt im nächsten Video anschauen.
Zur Nationalen Moorschutzstrategie