Erinnerungskultur: Moderne Konzepte für die Gedenkstätte STALAG 326 (VI K)

Interview und Magazin

Das Stammlager VI K (326) kurz Stalag 326 (VI K) war von 1941 bis 1945 ein deutsches Kriegsgefangenenlager in der Senne bei Stukenbrock.

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Prof. Dr. Oliver Hall (links) im Gespräch mit Ulrich Burmeister (rechts) über Beiträge zur Gedenkstättenentwicklung des Stalag 326 (VI K) aus Forschung und Lehre.

Herr Professor Hall, am Standort des ehemaligen Lagers für sowjetische Kriegsgefangene, Stalag 326 soll eine Gedenkstätte weiterentwickelt werden. Wie ist es dazu gekommen, dass Sie als Professor der Technischen Hochschule daran beteiligt sind?

Das urbanLab ist ein Forschungsschwerpunkt an der Detmolder Schule für Architektur, Innenarchitektur und Stadtplanung. An der Schnittstelle zwischen Praxis, Forschung und Lehre bieten wir die Möglichkeit Kommunen und Institutionen zu beraten, z.B. durch wissenschaftliche Untersuchungen oder Studentische Entwurfsprojekte. Uli Burmeister habe ich als Jurymitglied in einem studentischen Wettbewerb kennengelernt, den wir vom urbanLab durchgeführt hatten. Er war angetan von den kreativen Beiträgen der Hochschule, die unabhängig sind und visionäre Bilder erzeugen, die damit aber auch eine öffentliche Diskussion stimulieren und bebildern können. Genau das ist mit unserer Variantenuntersuchung zum Stalag 326 geschehen: Auf Basis unserer wissenschaftlichen Untersuchung sind in Entwurfsübungen zahlreiche  Konzeptvarianten zu der Gedenkstätte entstanden, die den politischen Entscheidern und dem Lenkungskreis nun zur Verfügung stehen.  

Lieber Uli, in welcher Funktion bist du an diesem Projekt beteiligt und mit welcher Zielsetzung habt ihr dieses Projekt vorangebracht?

In einem von SPD und Grünen initiierten Beschluss forderte der Landtag von Nordrhein-Westfalen am 1. Dezember 2016 parteiübergreifend, das Kriegsgefangenenlager Stalag 326 zu einer nationalen Gedenkstätte mit europäischer Bedeutung auszubauen. Damit sollte „das Verbrechen an den sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem bisherigen Erinnerungsschatten“ herausgeholt werden. Als damaliger Mitarbeiter des Städtebauministeriums habe ich im Lenkungskreis unter Leitung von Landtagspräsident André Kuper daran mitgewirkt, die Nutzungskonflikte auf dem Stalag-Gelände zu lösen und eine Machbarkeitsstudie für eine solche Gedenkstätte auf den Weg zu bringen.

Wie war das Interesse der heutigen Studierenden mit diesem historischen Thema, Herr Prof. Hall?

Die Studierenden haben - entgegen meiner Befürchtung-  das traurige Thema mit großem Interesse aufgegriffen. Neben den Entwürfen zur Gedenkstätte selber sind zahlreiche  Ideen entstanden zur regionalen Einbindung und Vernetzung. Entdeckungen, wie die nur in Resten sichtbare ehemalige Waschstelle an der Ems, der Russenpatt oder der unmittelbar vorbeiführende europäische Radwanderweg R1 haben Studierende und Professoren gleichermaßen berührt und inspiriert. Dass diese Entdeckungen nun in einer digitalen Wanderroute vorkommen ist natürlich ein tolles Ergebnis für alle Beteiligten.

Herr Prof. Hall sprach es bereits an -  die digitale Wanderroute soll in Form einer "Sight Running App" frei verfügbar umgesetzt werden. Wie kann man sich das vorstellen und warum wurde dieses Format gewählt,  lieber Uli?

Die Architektenkammer, der Landessportbund und Baukulturinitiativen aus NRW haben eine App entwickelt, die sich jede*r kostenfrei auf sein Smartphone herunterladen kann. Für mittlerweile 23 Städte gibt es Routenführungen mit elektronischen Begleitinformationen zur Geschichte und Baukultur. Zu Stalag 326 und regionalen Gedenkkultur entwickeln wir aktuell eine neue SightRunning Route. Wir überlegen aktuell in der Stiftung, 2021 hierzu eine politische Radtour von Hövelhof aus anzubieten. Dies könnte auch ein Anstoß dafür sein, weitere regionale Initiativen zu entwickeln und damit den Aufbau der international bedeutsamen Gedenkstätte Stalag 326 zu unterstützen.

Hier geht's zum passenden Auszug  Projekt Stalag 326 aus dem urbanLab Magazin, die vollständige Ausgabe "Mehr als Provinz" gibt es hier.