In den ersten Morgenstunden des 9. September geschah etwas, was zu erwarten war. Wenige Stunden nach der Bekanntgabe von 35 auf das Corona-Virus positiv getesteten Personen stand das Flüchtlingslager in Moria in Flammen. Das Lager an der östlichen Außengrenze der Europäischen Union, seit Jahren ein Ort, an dem die menschliche Würde missachtet wird, ist nun vollständig zerstört. Die Mitgliedsstaaten der EU können jetzt nicht mehr untätig bleiben - sie müssen Verantwortung für diese Katastrophe übernehmen.
In den ersten Morgenstunden des 9. September geschah etwas, was zu erwarten war. Wenige Stunden nach der Bekanntgabe von 35 auf das Coronavirus positiv getesteten Personen stand das Flüchtlingslager in Moria in Flammen. Das Lager an der östlichen Außengrenze der Europäischen Union, seit Jahren ein Ort, an dem die menschliche Würde missachtet wird, ist nun vollständig zerstört. Mehr als 13.000 Menschen steht nicht mal mehr eine dürftige Unterkunft zur Verfügung.
Die griechische Regierung, die Europäische Union, die Regierungen ihrer Mitgliedsländer und natürlich Deutschland, das derzeitig den Vorsitz im EU-Rat innehat, können sich nicht mehr länger Untätigkeit leisten. Sie haben eine immense Verantwortung für diese Zerstörung, sie alle teilen sich die Verantwortung, die sie jetzt in dieser außergewöhnlichen Notsituation übernehmen müssen, um sich einer Realität zu stellen, die sie seit Jahren auf Lesbos haben bestehen lassen.
Die unterzeichnenden Organisationen des griechischen NGO-Netzwerks Select Respect mit Sitz in Thessaloniki, die sowohl auf den Inseln als auch auf dem Festland Unterstützung für die Flüchtlinge leisten, rufen zu sofortigem Handeln mit zweifacher Zielsetzung auf:
Noch heute
- Unterbringung und Versorgung der vom Feuer im Lager Moria Betroffenen
- Spezielle Hilfe, einschließlich psychologischer Unterstützung, für die besonders verwundbaren Gruppen, wie z.B. die unbegleiteten Minderjährigen.
Sofort
- Transport der Flüchtlinge und Asylbewerbenden aus Moria in sichere Unterkünfte auf dem Festland
- Einberufung eines außerordentlichen EU-Gipfels mit dem alleinigen Ziel einer europäischen Lösung
- durch eine gemeinsame Antwort auf die humanitären Krise
- durch Entsendung von qualifizierten Fachkräften, die eine ausreichende Gesundheitsversorgung sicherstellen
- durch konkrete Zusagen für die Umsiedlung von Asylsuchenden und Flüchtlingen in alle EU-Mitgliedsstaaten, um neue „Moria-Camps“ zu verhindern.
- durch die Fortsetzung der Finanzierung aller Unterkunftsprogramme für Flüchtlinge
- Entwicklung und Umsetzung einer nationalen Strategie zur Integration der Flüchtlinge in Griechenland
In dieser außerordentlich schwierigen Situation muss Vernunft herrschen und alles getan werden, damit Gewaltanwendung vermieden wird, die zu einer weiteren Eskalation der Situation führen würde.
Die Zeit ist abgelaufen. Moria ist abgebrannt. Ebenso die Werte Europas. Die Entscheidungen derer, die in Athen, Brüssel und Berlin für eine Politik Verantwortung tragen, die die Würde der Menschen in Moria betrifft, ist von historischer Tragweite.