Jedes europäische Land ist auf unterschiedliche Weise von der Pandemie betroffen. Die Zahl der Toten, die Anforderungen an das Gesundheitssystem, die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen insgesamt sind von Land zu Land verschieden. Genauso vielfältig sind die Entscheidungen darüber, wie der Pandemie begegnet wurde und wird – vom totalen Lockdown in Spanien und Frankreich bis zur relativen Liberalität in Schweden.
Grund- und Freiheitsrechte sind überall eingeschränkt – manche Regierung nutzte jedoch die Gelegenheit, um ihr Projekt der autoritären Umgestaltung des Staates voranzutreiben.
Divers sind ebenfalls die Debatten in den Gesellschaften über die Krise und ihre Folgen. In einigen Ländern, deutlich ausgeprägt auch in Deutschland, demonstrieren Menschen gegen die Maßnahmen, die die Pandemie eindämmen sollen – darunter Rechts- und Linkspopulist*innen, Esoteriker*innen und Verschwörungsmystiker*innen.
Das unkoordinierte Vorpreschen von Mitgliedsstaaten offenbart eine Schwäche der EU, und die am stärksten betroffenen Länder vermissen Zeichen europäischer Solidarität. So ist die Debatte über eine europäische Politik gegenüber den Folgen der Pandemie auch eine Diskussion über die Zukunft der EU.
Allerorts gilt: Die Diskurse über das Leben nach der Pandemie haben gerade erst begonnen.
Ziel unserer Reihe ist es, mit Akteur:innen aus Medien, Politik und Zivilgesellschaft aus europäischen Ländern ins Gespräch zu kommen. Dabei soll es um ihre Erfahrungen mit der Pandemie genauso gehen wie um Perspektiven für die Gesellschaften nach der Krise. Denn dass wenig so bleibt, wie es war, scheint klar zu sein. In welche Richtung soll es gehen – wie steht es um die offene Gesellschaft und die ökologische Transformation?