Erfahrungen und Perspektiven in der Pandemie | Gesprächsreihe
Tschechien gehört zu den am meisten von Corona betroffenen Ländern Europas. Nachdem das Land noch vergleichsweise glimpflich durch die erste Welle der Pandemie gekommen war, stiegen die Infektionszahlen seit dem Herbst dramatisch an. Mittlerweile muss das Land eine der höchsten Todesraten in Europa beklagen. Die Fotos der weißen Kreuze auf dem Altstädter Ring in Prag, die an die Corona-Toten erinnern, haben sich in die kollektive Erinnerung eingebrannt.
Wie konnte es zu dieser dramatischen Entwicklung kommen? Welche politischen und ökonomischen Konsequenzen zeichnen sich ab? Gibt es eine öffentliche Debatte über das Leben nach der Pandemie? Darüber sprechen wir mit Adéla Jurečková, Leiterin des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Prag.
Aus dem Gespräch
"Wir nehmen einen Vertrauensverlust in die Politik wahr, wirtschaftliche Folgen sind spürbar, und auch die Auswirkungen auf Familien durch Einkommensarmut sind deutlich erkennbar."
Wird die Situation politische Folgen haben? "Ja, im Herbst sind Parlamentswahlen, die regierende Partei verliert derzeit deutlich an Stimmen."
Wie sieht es mit der Akzeptanz der Maßnahmen aus? "Anfangs weitgehend akzeptiert, jetzt nicht mehr so stark, es gibt aber keine Bewegung. Verschwörungstheorien sind aber auch verbreitet - vor allem natürlich in den Sozialen Medien."
"Die Lockerungen waren ein Weihnachtsgeschenk, mit dem Tschechien noch heute zu kämpfen hat."
"Heute haben sich 3.000 Personen infiziert, trotzdem wird derzeit gelockert, mehr als 29.000 Menschen sind gestorben", sagt Adéla Jurečková zur Corona-Situation in Tschechien.