Auch in Polen sinken die Inzidenzwerte. Trotzdem werden die sozialen, politischen und ökonomischen Folgen der Pandemie das Land noch lange beschäftigen. Corona legte die Missstände eines über Jahre vernachlässigten öffentlichen Gesundheitssystems offen. Die Todeszahlen gemessen an der Bevölkerung gehören zu den höchsten in Europa. Die nationalkonservative PiS-Regierung verlor in Umfragen dramatisch an Zustimmung.
Wie sieht die Diskussion über die Bewältigung der Pandemie aus? Welche Konsequenzen sind für die zunehmend autoritär agierende Regierung zu erwarten? Wird sich das angespannte Verhältnis zur EU vor dem Hintergrund der Mittel aus dem europäischen Wiederaufbaufonds verändern?
Darüber diskutieren wir mit Joanna Maria Stolarek, Leiterin des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Warschau.
Aus dem Gespräch, Zitate von Joanna Maria Stolarek
"Die aktuelle pandemische Situation in #Polen ist relativ gut, die Zahlen gehen runter. Jede*r, der sich impfen lassen will, kann dies tun."
"Es scheint alles wieder so seinen Rhythmus zu gehen. Skeptiker sagen, dafür wird Polen aber einen Preis zahlen müssen." #Corona in #Polen
"Alle setzen darauf, dass eine mögliche vierte Welle nicht so schlimm ausfallen wird - wegen der recht hohen Impfquote sind wir vorsichtig optimistisch."
"#Polen hat eine recht hohe Digitalisierungsstufe. Das hat vieles vereinfacht."
"Nicht impfen lassen wollen sich viele junge Menschen, was aber eine fatale Sicht auf die Dinge ist."
"#Polen litt und leidet unter #braindrain, das erschwert vieles in der Gesundheitsversorgung."
"Ärzte sagten: 'Auch wenn wir Beatmungsgeräte haben, uns fehlt das Personal.'"
"Es gibt eine Anti-Impfbewegung, die vor allem auch ihre Kinder nicht impfen lassen will."
"In Polen scheinen Dinge etwas schneller zu passieren. Es wird vielleicht auch weniger Wert auf den Datenschutz gelegt bzw. der Datenschutz steht nicht so im Wege wie mitunter in Deutschland."
#Wiederaufbaufonds: "Die Polen bleiben begeisterte Europäer*innen - trotz des schwierigen Verhältnisses. Die polnische Regierung hat ein Programm erstellt - ein Aufbauprogramm basierend auf den Geldern der EU."