Poetry-Wettbewerb Zukunft der FREIHEIT der Zukunft | Samira Thieme

Samira Thieme schreibt seit sie neun Jahre alt ist. Dass Schreiben wurde zu ihrem Hobby, das sie auch auf Bühnen vervollständigen konnte. Gedichte, die besonders tiefgründig sind und Menschen zum Nachdenken einladen, berühren sie besonders. Das ist unter anderem der Grund, warum sie dieser Wettbewerb so angesprochen hat. Außerdem war es ihre Deutschlehrerin, die ihr Talent entdeckte und beschloss, sie zu fördern.

Lesedauer: 4 Minuten
Samira Thieme Unsere Freiheit

Samira Thieme schreibt seit sie neun Jahre alt ist. Dass Schreiben wurde zu ihrem Hobby, das sie auch auf Bühnen vervollständigen konnte. Gedichte, die besonders tiefgründig sind und Menschen zum Nachdenken einladen, berühren sie besonders. Das ist unter anderem der Grund, warum sie dieser Wettbewerb so angesprochen hat. Außerdem war es ihre Deutschlehrerin, die ihr Talent entdeckte und beschloss, sie zu fördern.

Samira Thieme | Unsere Freiheit - Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg

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Unsere Freiheit

Bin geboren, geboren um letztendlich nutzlos zu sein.

Zwänge mich in das System und passe dann doch nicht rein.

Bin zu bunt ... zu grell ...

Ja einfach zu laut.

Und „die Großen dort oben“

Sagen ich hätte mir meine Zukunft längst verbaut.

Denn ... ich bin am falschen Ort

Zu einer falschen Zeit geboren. Und wurde nicht wie andere zum reichen Richter erkoren Ja letztendlich ...

hab ich kein Entscheidungsrecht.

Bin eingesperrt in meiner Freiheit.

Ich bin nicht echt.

Weil, ... ich ein Schatten bin bin geboren und habe keinen höheren Sinn

Bin geboren doch eigentlich um frei zu sein? Doch liegt diese Freiheit vor mir

Ist sie dennoch nur ein Schein Und ich frage mich bin ich was wert?

Wenn mir nichts als Ungerechtigkeit widerfährt

Denn immer noch herrscht sie diese Hierarchie Und ich will so gern schreien

Doch erreiche ich „die Großen dort oben“ nie

Denn sie wollen mich nicht hören

Bin ich ihnen doch zu klein

Ich bin geboren

Um in meiner Freiheit Gänzlich unsichtbar zu sein Für immer ...

Nichts mehr als ein weiteres Kind

Ohne dem die Menschen nichts anderes sind

Als sie es vorher ohnehin schon waren

Ich bin geboren ... umgeben von Gefahren

Gefahren die niemand hier sieht

weil sie es gewohnt sind

und es ja nicht an ihnen liegt

diese Welt zu verändern

Sie passen sich an

Und versuchen zu gendern

Und sehen damit nicht das wahre Problem

Das Problem die Dinge mit offenen Augen zu sehen

und diese Welt letztendlich nicht zu verstehen

zu leise zu sein

Und ja dennoch zu laut

Eine Stimme zu haben Der niemand vertraut

Und ich wurde geboren

Bin dankbar mir wurde ein Leben geschenkt

Doch diese Welt regiert das Geld

So heißt es ... doch was ist, wenn es uns auf falsche Bahnen lenkt?

Wenn es … die Wahrheit hinter dem Schmutz verbirgt

Und es zum Schutz

Die wahrhaftigen Stimmen erdrückt Ja erwürgt …

Was ist ... wenn wir alle falsch abgebogen sind?

Was ist ...

wäre ich mehr als ein sanfter Wind?

Wenn ich so stark und so frei wäre Wie ein Orkan

Vielleicht, ja dann ...

Sehen sie mich endlich an

„Die großen dort oben“

Würde ich was bewegen Würde ich wie ein Gewitter

Donnern und Toben?

Ich weiß es nicht

Doch was ich weiß ist, dass sich diese Welt verändern muss!

Denn wenn endlich alles untergeht

Was bringt uns da der Luxus?

Das neuste Handy

Oder die teuerste Uhr

Das Spiel ist beendet

Es fällt die letzte Figur

Wenn wir jetzt nicht handeln ...

Und einfach so weiterleben

Unsere Chancen nicht nutzen

Uns nicht erheben

Uns nicht als Gemeinschaft verbünden

Wenn unser Feuer verblasst ...

Wer wird es für uns neu entzünden?

Ich bin geboren ...

In eine schrecklich schöne Welt Die man in Ketten hält

Einfach nicht entkommen lässt

„AntiKRIEG!“

Das schreit der Protest

Und schießt dabei mit harten Waffen

Wie wollen wir mit Krieg ...

Eine friedvolle Welt erschaffen? Und immer leiser ...

Wird meine Stimme

Es ist der Berg der eigenen Schuld,

Den ich erklimme

Während niemand mir zuzuhören mag

Denn ich bin wie viele andere geboren

Damit ich stumm bleibe ...

Und weiterhin nichts sag.


Begründung der Jury

Der Text ist eine emotionale Auseinandersetzung mit dem Gefühl der Unfreiheit. Er beschreibt in melancholischem Ton, was wir zu verlieren drohen, und spiegelt schonungslos die Hoffnungslosigkeit wider, die viele junge Menschen heute empfinden. Es geht nicht um ein fernes Schicksal, sondern um eine gegenwärtige Realität. Der Text stellt die Frage: Wie frei bin ich (wirklich)?, und fordert das Publikum auf, sich diese Frage ebenfalls zu stellen. Die Autorin reflektiert die individuelle und gesellschaftliche Wahrnehmung von Freiheit und stellt die Paradoxien und Konflikte dar, die Menschen erleben, wenn sie versuchen, ihre persönliche Freiheit in einer Welt zu leben, die von Ungerechtigkeit, Machtstrukturen und Anpassungsdruck geprägt ist. Er vermittelt das Gefühl der Machtlosigkeit und Unsichtbarkeit, das viele Menschen inmitten der gesellschaftlichen Hierarchien erleben, und hinterfragt kritisch die Rolle des Geldes und der Konsumkultur.