Politikkrimipreis 2025: „Views“ von Marc-Uwe Kling

Der Politikkrimipreis der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg geht in diesem Jahr an Marc-Uwe Kling für seinen dystopischen Thriller „Views“. Der Roman entwirft ein beklemmendes Zukunftsszenario, in dem soziale Medien die öffentliche Meinung steuern und die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung verschwimmen.

 

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Politikkrimipreis 2025

Im Mittelpunkt steht Hauptkommissarin Yasira Saad, die das Verschwinden der 16-jährigen Lena Palmer untersucht. Ein verstörendes Video der Jugendlichen geht viral und entfacht eine Welle der Gewalt, angeheizt von der rechtsradikalen Gruppierung „Aktiver Heimatschutz“. Während die Ermittlungen voranschreiten, offenbart sich eine Gesellschaft, die immer tiefer in Propaganda, Manipulation und Überwachung versinkt.

Mit scharfer Gesellschaftskritik, Spannung und bitterem Humor setzt sich Kling mit dem Rechtsruck, der Macht der Algorithmen und der Fragilität demokratischer Strukturen auseinander. „Views“ ist ein Thriller, der aktuelle Entwicklungen aufgreift und brennende Fragen über die Zukunft unserer Gesellschaft stellt.

Begründung der Jury

KI stellt eine der folgenreichsten Entwicklungen für alle Gesellschaften weltweit dar. 

Sie wird auch als dritte industrielle Revolution bezeichnet und ist bereits fester Bestandteil unseres Arbeits- und Alltagslebens. Ob in der industriellen Produktion, im Gesundheitswesen, in den Schulen, in der Freizeit, im Verkehr, in der politischen Kommunikation, bei der Klimaforschung oder ganz schlicht beim täglichen Gebrauch unserer Smartphones etc.pp.

Das allerdings kann jenseits von den Segnungen, die KI in unser Leben gebracht hat fatale Folgen haben. 

Der Physiknobelpreis 2024 hat die KI Grundlagenforscher John Hopfield und Geoffrey Hinton ausgezeichnet und der für Chemie ging an Demis Hassabis, der ebenfalls einer der wichtigsten KI-Forscher weltweit ist. Der Fokus liegt sehr stark auf diesem Entwicklungstool. 

Geoffrey Hinton, einer der Nobelpreisträger, ist derjenige, der die Grundlagen für KI geschaffen hat und heute sagt: »Ich habe bemerkt, dass ein Teil von mir heute mein Lebenswerk bereut«, weil er die Gefahren sehe, die eine außer Kontrolle geratene KI für die Menschen habe. Dazu gehöre auch die Zerstörung von Demokratie.

Der 1982 in Stuttgart geborene und mit 20 Jahren nach Berlin »ausgewanderte« Marc-Uwe Kling, den meisten bekannt durch seine Känguru Chroniken, befasst sich schon lange ernsthaft mit diesem Thema. Nun hat er einen Roman dazu veröffentlicht, der unter dem Genre Krimi gelesen wird. Überraschend für alle Känguru Friends. Aber auf dieser Folie findet seine Auseinandersetzung mit KI und ihren möglichen Folgen fiktiv statt und ist doch ausgesprochen real, wenn man sich bestimmte gesellschaftliche und politische Entwicklungen, etwa bei der Frage von Rechtsradikalismus, Migration und Asyl etwa nach den letzten Amokfahrten betrachtet. 

Sein Roman »Views« ist getragen von anarchistischem Humor einerseits und andererseits von Kompetenz in Sachen KI, deren Folgen er demokratietheoretisch zu hinterfragen weiß, ohne das so zu benennen. Jedenfalls kann nach der mehr als spannenden und bedrückenden Bestsellerlektüre eigentlich niemand mehr sagen: Er oder sie habe nichts davon gewusst. 

Der Umgang mit KI wird uns gesellschaftlich, politisch und individuell noch sehr beschäftigen. Kling führt uns das vor. Warum? Weil er es kann. 

Postskriptum: Und wer weiß heute noch, ob dieser kleine Text nicht durch selbige erstellt wurde?

Sie können es nicht wissen. Man muss es versichern. Das tun wir hiermit: Dieser Text ist in der guten alten Tradition der natürlichen KI, also dem, was der eigene, analoge Kopf denkt und mithilfe von längst unvermeidbarer KI recherchiert, entstanden.