Die Ulmer Nester

Unsichtbar - Verdrängung im öffentlichen Raum | digitaler Spaziergang Abschnitt drei

Die Verdrängung im öffentlichen Raum ist vor allem für obdachlose Menschen ein alltägliches Problem. In diesem Abschnitt wollen wir dir ein Projekt in Ulm vorstellen, das das Thema Obdachlosigkeit im öffentlichen Raum sichtbar macht. Die Ulmer Nester sollen obdachlose Menschen, die nicht in einer Unterkunft schlafen können oder wollen, im Winter vor dem Erfrieren schützen. Da sie gut sichtbar im öffentlichen Raum platziert sind, machen sie dabei allgemein das Thema Obdachlosigkeit sichtbar, statt es zu verstecken.

Lesedauer: 3 Minuten
Ulmer Nest mit offener Tür

Was sind die Ulmer Nester?

In diesem Video Holger Hördt von der Abteilung Soziales der Stadt Ulm erklärt in aller Kürze, was die Ulmer Nester sind: zum Video

Wie kam es zu den Ulmer Nestern?

Die Ulmer Nester sind 2018 aus dem Kreativprojekt Pop-up-Space Wilhelmsburg in Ulm entstanden. Verschiedene Akteur:innen - die Stadt, Unternehmen, aber auch Privatpersonen - konnten Probleme melden, für die das Projektteam innerhalb von 48 Stunden kreative Lösungen finden sollte. Einen Erfrierungsschutz für obdachlose Menschen hat die Abteilung Soziales der Stadt Ulm angemeldet. Die Stadt hatte festgestellt, dass es von Obdachlosigkeit betroffene Personen gibt, die die Regelangebote der Stadt aus verschiedenen Gründen nicht annehmen möchten und für die es trotzdem ein Angebot zum Schutz vor dem Erfrieren im öffentlichen Raum braucht.

Betroffene von Beginn an involviert

Schon von dem ersten Entwurf des Projektteams für das Ulmer Nest war die Abteilung Soziales überzeugt. Zwei Jahre wurde an dem Projekt gearbeitet, in denen die Entwickler:innen ständig mit dem Bürgerdienst, der Wohnungslosenhilfe und mit obdachlosen Menschen selbst im Gespräch waren, um zu überprüfen: "Passt die Form? Was wird gebraucht? Welche Sicherheitsaspekte müssen erfüllt sein? Wird das so auch angenommen werden?". Betroffene hatten immer wieder die Möglichkeit, Probe zu liegen, auch über Nacht, um Verbesserungsvorschläge zu äußern.

Die Standortauswahl

Nach verschiedenen Testphasen wurden als Standorte für die beiden Nester der Karlsplatz und der Alte Friedhof gewählt.

Der Karlsplatz, ein sehr belebter Ort mitten im Stadtkern von Ulm, hat sich als besonders beliebt herausgestellt. "Natürlich ist der Karlsplatz an sich in Ulm sowieso ein Spezialgebilde, weil dort wirklich sehr unterschiedliche soziale Bevölkerungsgruppen aufeinandertreffen, [...] sich aber auch gegenseitig respektieren und ihre Freiräume einfach lassen", meint Holger Hördt von der Abteilung Soziales über diesen Standort.

Schlafkapsel zum Erfrierungsschutz
Ulmer Nest am Karlsplatz

Schlafkapsel zum Erfrierungsschutz
Ulmer Nest am Alten Friedhof

 

 

 

 

Einbindung in das Regelangebot

Der Stadt Ulm war es wichtig, dass die Nester nicht einfach sich selbst überlassen werden. Den Übernachtenden soll auch das Regelangebot der Stadt näher gebracht werden. Dazu dient die aufsuchende Arbeit der Caritas, die die Übernachtenden morgens bei Bedarf über das Angebot informiert und sie dazu einlädt. Gleichzeitig sind die Nester selbst zu einem Bestandteil des Regelangebots geworden. Sie sollen nun jeden Winter aufgestellt und in Zusammenarbeit mit Obdachlosen weiterentwickelt werden.

Können die Ulmer Nester Verdrängung entgegenwirken?

Holger Hördt erklärt , wie durch die Ulmer Nester das Thema Obdachlosigkeit in der Öffentlichkeit diskutiert wurde: zum Video.


Dieser Artikel ist der dritte Abschnitt des digitalen Spaziergangs "Unsichtbar gemacht - Verdrängung von obdachlosen Menschen im öffentlichen Raum".

Zum ersten Abschnitt: Verdrängung aus dem öffentlichen Raum - Erfahrungsberichte

Zum zweiten Abschnitt: Verdrängung aus dem öffentlichen Raum

Zum vierten Abschnitt: Unfertige Orte


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