Kinder.Arbeit.weltweit | Einführung

Virtueller Spaziergang

Eine virtuelle Tour zum Thema Kinderarbeit. Dieser Angebot wurde vom SÜDWIND-Institut für die Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg erstellt. 

Lesedauer: 4 Minuten

Was ist Kinderarbeit?

Ist das eine verbotene Form von Kinderarbeit?

1 Mann und 1 Kind machen Hausarbeit

Genau, wahrscheinlich nein.

Nicht immer, wenn ein Kind „arbeitet“, ist das auch Kinderarbeit.

Wenn ein Kind in der Familie hilft, den Tisch zu decken, Wäsche zu sortieren oder den Boden zu fegen, ist das vermutlich keine Kinderarbeit. Auch wenn Kinder ihre Familie in der Landwirtschaft – etwa bei der Heuernte – unterstützen, ist das in der Regel keine verbotene Form von Arbeit. 

Es wird nicht von Kinderarbeit gesprochen bei

  • Mithilfe im Haushalt und in der Familie,
  • Mitarbeit im Familienbetrieb und
  • „Taschengeld“ verdienen außerhalb der Schulzeit und in den Ferien.

Folgende Fragen sind wichtig, um zu wissen, ob die Form der Arbeit verboten ist:

  • Ist es Arbeit, die geistig, körperlich, sozial oder moralisch gefährlich und schädlich für Kinder ist und die ihre Schulbildung beeinträchtigt?
  • Ist es Arbeit, die Kinder ihrer Kindheit, ihres Potenzials und ihrer Würde beraubt?

Wer hat bestimmt, was Kinderarbeit ist und was nicht?

Staaten haben zwar einige Spielräume, aber im Großen und Ganzen hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) das festgelegt.

Menschen in einem Plenarsaal

Das ILO Übereinkommen 138 über das Mindestalter für Beschäftigung feiert im Jahr 2023 den 50. Geburtstag. Aber auch schon in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 wurde beispielsweise das Recht auf Bildung festgeschrieben.

Und dann gibt es noch das ILO Übereinkommen 182 über das Verbot der schlimmsten Formen der Kinderarbeit aus dem Jahr 1999. Und natürlich die UN Kinderrechtskonvention von 1989.

Unterschieden wird zwischen leichter, allgemeiner und gefährlicher Arbeit.


Wenn es heute nach wie vor sehr viele Kinder gibt, die in verbotener Weise arbeiten, dann liegt es nicht daran, dass es keine klare Regeln gibt.

Jetzt weißt du schon ziemlich viel über Kinderarbeit. Noch zwei wichtige Aspekte fehlen: Du weißt noch nicht, was die schlimmsten Formen der Kinderarbeit sind. Und du weißt noch nicht, wie viele Kinder weltweit von Kinderarbeit betroffen sind.

Schlimmste Formen der Kinderarbeit sind

alle Formen von Sklaverei

Prostitution und pornografische Darstellungen

illegale Tätigkeiten (besonders Drogenherstellung und -handel)

Arbeiten, die die Gesundheit, Sicherheit oder Moral von Kindern schädigen könnten.

Gegen diese Formen von Kinderarbeit müssen Staaten eigentlich unverzüglich vorgehen. Trotzdem wird geschätzt, dass beispielsweise rund vier Millionen Kinder weltweit in moderner Sklaverei arbeiten.

Mehr Infos zu Zwangsarbeit findest du auch in diesem Dossier. Und am Rande: Zu Zwangsarbeit gibt es auch einen Actionbound von uns.

Die Zahl der Kinder, die weltweit in verbotener Weise arbeiten, ist erschreckend groß: 160 Millionen Kinder, schätzen ILO und UNICEF (das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen).

Ein Kind, das eine viel zu große Schubkarre schieben muss

Überleg mal: Wie oft würden so viele Kinder das Stadion in Dortmund füllen? Es hat Platz für etwas mehr als 80.000 Menschen und ist das größte Stadion Deutschlands. Das bedeutet, dass mit allen in verbotener Weise arbeitenden Kindern das Dortmunder Stadion 2.000 mal ausverkauft sein könnte.

79 Millionen Kinder von den 160 Millionen sind schätzungsweise mit gefährlichen Arbeiten beschäftigt. Das sind fast so viele Kinder, wie Deutschland Einwohner hat.

Grafik zu Kinderarbeit

Du willst es noch genauer wissen?

Hier siehst du zum Beispiel, dass davon ausgegangen wird, dass die meiste Kinderarbeit in Subsahara-Afrika stattfindet:

Kinderarbeit Grafik

Kampf gegen Kinderarbeit

Es gibt verschiedene Ansätze, um gegen Kinderarbeit vorzugehen.

Zum Beispiel nimmt sich die internationale Staatengemeinschaft mit den Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen als Ziel 8 auch vor, bis 2030 Kinderarbeit abzuschaffen. Hierzu gibt es die Allianz 8.7., eine globale Partnerschaft aus Staaten, Gewerkschaften, Zivilgesellschaft sowie Arbeitgeberorganisationen, die sich gemeinsam gegen Kinderarbeit sowie Zwangsarbeit und Menschenhandel einsetzen.

 Mehr Informationen zu SDG 8 über menschenwürdige Arbeit: Goal 8 | Department of Economic and Social Affairs (un.org)

 

Allerdings ist im Kampf gegen Kinderarbeit wichtig, nicht einfach nur mit Verboten und Kontrollen zu arbeiten. Die Hintergründe müssen im Blick behalten werden: Warum arbeiten Kinder in verbotener Weise? Was hält sie davon ab, in die Schule zu gehen?

Im Abschnitt Kinderarbeit im Verkaufsregal gehen wir auf diese Fragen ein.