Politische Bildungsreise | Samstag, 01. Oktober 2022 – Sonntag, 09. Oktober 2022
Die Hauptstadt Tirana ist das pulsierende Herz Albaniens, in dem ein Drittel der Bevölkerung des Landes lebt. Sie ist das Zentrum des sozio-politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens des Landes und verkörpert damit sowohl die Widersprüche als auch die Hoffnungen der Bürger*innen. Tirana ist eine janusköpfige Stadt. Einerseits ist sie eine der schnell wachsenden, pulsierenden Hauptstädte Europas, die sich seit dem Sturz von Enver Hoxhas Regime 1991 in einem tiefgreifenden Wandel befindet. Das Stadtzentrum mit seinen brandneuen Wolkenkratzern, Wohnblöcken, Parks und Bankgebäuden, die von einigen der besten zeitgenössischen Architekt*innen Europas gebaut wurden, zieht den Betrachter auf den ersten Blick in seinen Bann. Andererseits werden hier alle Schattenseiten dieses rasanten Transformationsprozesses sichtbar, seien es soziale Ungleichheit, weit verbreitete Korruption, Abwanderung und Raubbau an der Natur, die die nachhaltigen Entwicklungschancen des EU-Beitrittskandidaten begrenzen.
Im Rahmen der achttägigen Bildungsreise wollen wir einen Blick in das farbenreiche „Kaleidoskop Albanien“ werfen. Die erste Hälfte unserer Reise widmet sich der dynamischen und kontrastreichen Metropole Tirana. In der zweiten Hälfte werden wir das Land Albanien von den unterschiedlichsten Seiten erleben. Geplant sind Ausflüge nach Kruja, dem Stammsitz des Nationalhelden Skanderbeg, wo wir einem der wichtigsten konstitutiven Mythen des albanischen Nationalismus begegnen, sowie nach Berat, der Stadt der tausend Fenster, die während der osmanischen Zeit eine wichtige Handwerksstadt war, und seit 2008 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Schließlich besuchen wir die Hafenstadt Vlora, Geburtsort des albanischen Nationalismus und das Herzstück des albanischen Riviera.
Wir treffen uns mit diversen Akteur*innen aus Zivilgesellschaft und Politik, darunter Vertreter*innen von politischen, wirtschaftlichen, ökologischen und kulturellen NGOs, Aktivist*innen gegen die neoliberale Stadtentwicklung oder für LGBTQI-Rechte, sowie Repräsentant*innen albanischer politischer Parteien. Dabei stehen Vorstellungen eines neuen sozial-ökologischen Gesellschaftsprojekts genauso im Fokus wie die Debatte um Wege zur angestrebten Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union.
Wir wollen den dominanten Diskurs mit seinen Vorurteilen und Fehlinterpretationen der albanischen Gesellschaft und Politik hinterfragen und im Dialog mit ihren Protagonist*innen ein Gespür für die aktuelle, gesellschaftliche Dynamik entwickeln. Dabei erhoffen wir uns Antworten auf folgende Fragen: Wie organisiert sich die gesellschaftliche Opposition? Welche Strategien werden entwickelt? Wie entwickelt sich das Verhältnis Albaniens zu Europa und zu anderen Balkanländern? Wie kämpft die Zivilgesellschaft gegen die endemischen Probleme des Landes, darunter Drogenhandel, Raubbau und Korruption sowie die zunehmende Armut nach der Corona-Pandemie?
Die Anreise erfolgt individuell.