Dekolonisierung | Postimperiale Perspektiven einer globalisierten Welt
Pressemitteilung
Tagung in Freiburg und online
Dekolonisierung. Postimperiale Perspektiven einer globalisierten Welt ist das Thema der Tagung am Freitag, 21. Oktober von 17 Uhr bis Samstag, 22. Oktober 19 Uhr in der Katholischen Akademie Freiburg, Wintererstr. 1, zu der prominente Gäste wie der Historiker Götz Aly, die Europapolitikerin Rebecca Harms und die Historikerin Dr. Franziska Davies nach Freiburg kommen. Die aktuell laufenden Ausstellungen Freiburg und Kolonialismus: Gestern? Heute! und Handle with care bilden den Hintergrund der zweitägigen Veranstaltung
Einen neuen Schwerpunkt auf das Thema Dekolonisierung legt die Tagung mit einem Blick auf die postimperiale Situation der Länder Mittel- und Osteuropas. Die Freiburger Soziologin Prof. Dr. Manuela Boatcă betont, dass "von 'Europa' im Singular zu sprechen heißt, die ungleichen Europas zu verkennen, die aus den unterschiedlichen Rollen europäischer Staaten in der Kolonialexpansion hervorgegangen sind." Sie diskutiert die aktuelle Situation u.a. mit der in Osteuropa besonders engagierten Europapolitikerin von Bündnis 90/Die Grünen Rebecca Harms und der ukrainischen Aktivistin Natalya Pryhornytska.
Die Tagung will verschiedene Perspektivenwechsel einnehmen: "Die deutsche Kolonialära wurde vergessen, verdrängt, verharmlost oder verklärt. Höchste Zeit, die Mythen zu dekonstruieren", so Publizist Bartholomäus Grill aus Kapstadt, der aus seinem Buch Wir Herrenmenschen lesen wird.
Anschließend diskutieren Dr.Mahret Ifeoma Kupka (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland ISD), Prof. Dr. Albert Guaffo (Literaturwissenschaftler Kamerun) und Prof. Dr. Andreas Mehler (Politikwissenschaftler Freiburg) die afrikanische Perspektive. Für Albert Guaffo ist "Kolonisierung mehr als nur eine Geschichte. Sie ist ein Unrechtssystem, das im 19. Jahrhundert von europäischen Staatsnationen konzipiert und implementiert wurde, um wirtschaftliche, politische und kulturelle Interessen und sonstige Privilegien auf Dauer zu sichern. De-kolonisieren heißt dann, die Infrastruktur dieses undurchsichtigen Systems aufzudecken und für reziproke und gerechtere internationale Beziehungen zu werben."
Einen neuen Umgang mit unserem kulturellen Erbe beleuchten die Direktorin des Lindenmuseums in Stuttgart Prof. Dr. Inès de Castro sowie der Berliner Historiker und Publizist Prof. Dr.Götz Aly mit dem Freiburger Historiker Dr. Heiko Wegmann (Freiburg postkolonial). So meint Götz Aly: "Primär gilt es öffentlich zu machen, unter welchen politischen, kommerziellen, militärischen und mörderischen Umständen sehr viele, sehr prächtige, heute außerordentlich seltene 'völkerkundliche', 'ethnologische', 'anthropologische“ oder 'naturkundliche' Herrlichkeiten während der Kolonialzeit in deutsche Museen und Privatsammlungen gelangten. Was aus den Ergebnissen solcher Recherchen folgt, mögen andere entscheiden. Bis dahin sollten sich unsere Museen als Treuhänder ihrer sogenannten Objekte verstehen. Die deutschen Indigenen sollten die von ihren Vorfahren einst geraubten oder unter fragwürdigen Umständen angeeigneten Kulturgüter anderer Weltgegenden pflegen, kooperieren und auf Anforderung wichtig Stücke an die Nachfahren der einst Beraubten zurückgeben."
Die Tagung der Katholischen Akademie und der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg ist eine Zusammenarbeit mit dem Africa Centre for Transregionla Research (ACT), dem Arnold-Bergstraesser-Institut für kulturwissenschaftliche Forschung (ABI) und dem Institut für Soziologie der Universität Freiburg.
Der Teilnahmegebühr beträgt 40 Euro, zzgl. Übernachtung und Verpflegung, ermäßigt 15 Euro.
Eine Online-Besuch der Tagung ist über einen Live-Stream möglich. Die Online-Teilnahmegebühr beträgt 15 Euro, ermäßigt 5 Euro.